Viele High Fantasy Bücher spielen in Welten, die an das europäische Mittelalter bzw. die Frühe Neuzeit erinnern. Doch auch Sanddünen und Wüstenstädte sind ein beliebtes Setting. Oft werden dann Elemente aus der arabischen Kultur und Mythologie verarbeitet, aber nicht immer. Ich habe ein paar Bücher zusammengetragen.

Wüste kann, aber muss nicht immer sandig sein. Entsprechend habe ich hier auch Bücher gesammelt, in denen Hitze auf Felsen flimmert. Manchmal ist die Wüste zentraler Bestandteil des Settings, manchmal ist sie nur eine von mehreren Regionen. Aber auch Bücher, die kulturell von Wüstenvölkern inspiriert sind, haben es auf die Liste geschafft. Das gilt nicht nur für den naheliegenden arabischen Raum, sondern auch für Mesopotamien und Ägypten.
High Fantasy Reihen

Die Reihe "Das Geheimnis von Askir" liest sich wie eine aufpolierte Pen-&-Paper-Kampagne – und das meine ich im besten Sinne. Die Bücher setzen nicht unbedingt auf Tiefgang, aber auf Spannung und Rätsellösen. Kaum ist eine Frage beantwortet, stellt sich eine neue und so schafft es der Autor, eine Geschichte zu erzählen, die über zwölf Bände (plus zwei Spinn-Offs) hinweg unterhaltsam ist. Band 3 "Das Auge der Wüste" trägt die Dünen schon im Titel. Aber auch schon Band 2 "Die zweite Legion" konzentriert sich auf ein orientalisches Setting. Manches ist vielleicht ein wenig klischeehaft dargestellt, so scheinen die Bewohner von Bessarein allesamt geschwätzig ohne Ende, wie man sich hierzulande stereotype Araber vorstellt (bzw. vor nicht allzu langer Zeit vorgestellt hat). Nun, die Bücher haben schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Das merkt man auch an den Genderzuschreibungen, die aus heutiger Sicht oftmals nicht nur eingestaubt, sondern fragwürdig wirken. Dies muss auch gesagt werden, denn es bedeutet sicher, dass nicht jede Leser:in Freude an den Romanen haben wird. Wer da ein Auge (Wortwitz, höhö) zudrücken kann, kommt jedoch auf seine Kosten.

"Die zwölf Könige" von Bradley Beaulieu spielt ebenfalls in einer Wüstenstadt. Sharakai ist jedoch nicht einfach nur arabisch, sondern ein bunter Mix aus verschiedenen kreativen Ideen und Anleihen an verschiedene Epochen bzw. Settings. So gibt es beispielsweise Kampfarenen (die Römer lassen grüßen). Spannend sind die Bücher durch die vielen Rätsel um Gegenwart und vor allem Vergangenheit, die nach und nach aufgeklärt werden. Leider wurde die Reihe nach drei Bänden auf Deutsch nicht weiterübersetzt. Und weil die einzelnen Bücher nicht unabhängig sind, ist das durchaus ärgerlich. Lohnen wird sich die Reihe deshalb wahrscheinlich nur für diejenigen, die bereit sind, am Ende zu den englischen Originalen zu greifen.
Buchcover und Titel verraten natürlich, dass es in Band 2 "Das Licht im Sand" von "Herrscher des Lichts" in südliche Gefilde geht. Die Handlung spielt nicht ausschließlich in der Wüste, aber doch ein nicht unerheblicher Teil davon. Dabei habe ich mich von den alten Babyloniern inspirieren lassen. Meine Wüstenstadt hat deswegen eine riesige Zikkurat, glasierte Ziegel und Gärten auf Terrassen. Im Folgeband "Das Licht hinter dem Wind" wird die Wüstenregion weiterhin wichtig sein. Und so bewegen sich die Leser:innen durch Festungen aus Sandstein, Dünen und hitzeflimmernde Luft. Und wer wissen will, was Sandgeister so anrichten können und wie Schlachten unter einer brennenden Sonne geschlagen werden, sollte definitiv zugreifen.

Das Worldbuilding von Bernhard Hennens "Drachenelfen" dürfte in Teilen vom alten Mesopotamien inspiriert sein. Geografisch und kulturell befinden wir uns hier also mehrfach im Nahen Osten. Die "Drachenelfen"-Bücher ist wahrscheinlich meine liebste Reihe aus dem "Elfen"-Universum, weil das Setting bzw. die verschiedenen Settings so ungewöhnlich sind, dass man sie nicht allzu oft in High-Fantasy-Romanen findet: (weitgehend) nicht Europa, kein Mittelalter. Mit ihren jeweils rund tausend Seiten sind die fünf Bände sehr umfangreich und besitzen wohl auch ihre Längen. Dennoch sind sie spannend und atmosphärisch geschrieben, sodass sich die vielen Seiten leicht weglesen lassen.

Ein anderes Buch desselben Autors und derselben Reihe, aber in einer späteren Epoche: "Elfenkönigin". Hier handelt es sich um den dritten Band (nach "Elfenwinter" und "Elfenlicht"), der von den Trollkriegen erzählt. Während es in "Elfenwinter" dem Namen entsprechend in den hohen Norden geht, führt "Elfenkönigin" unter anderem ins "Verbrannte Land", einem Wüstenabschnitt der Welt, und schließlich in den Jadegarten mit seiner großen Pyramide, einem Schauplatz, der auch in den "Drachenelfen" gezeigt wird. Übrigens: Auch in "Die Elfen" und "Elfenlicht" gibt es mit der Hafenstadt Iskendria einen Schauplatz in einer Wüstenregion. Wer solche Settings mag, wird also in der ganzen Reihe fündig.

Peter V. Bretts "Dämonen-Zyklus" spielt zu erheblichen Teilen in einer Wüstenregion. Das Setting nimmt deutliche Anleihen am arabischen Raum – was in diesem Fall durchaus problematisch ist. Denn gezeigt werden Islamklischees: Von Aggression und Kriegslust bin hin zur brutalen Unterdrückung von Frauen. Wüstengefühl lässt der Schauplatz "Krasia" sicherlich aufkommen, aber ich würde dennoch empfehlen, das Ganze nur mit Vorsicht zu genießen und die kritische Brille nicht abzunehmen, denn wenn man ein wenig zwischen den Zeilen liest, wird man einige fragwürdige Aussagen in den Romanen finden. Hier sei also dieselbe Warnung angebracht wie auch schon beim "Auge der Wüste": Zwischen stellenweise durchaus unterhaltsamer Handlung finden sich auch ein paar weniger unterhaltsame Aspekte, die man abkönnen bzw. ausblenden können muss.

"Das Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin spielt zu großen Teilen auf einem Kontinent namens "Westeros". Dort herrscht das europäische Mittelalter: Ritter, Burgen und alles, was dazugehört. Im Norden schneit's und im Süden geht es ein mediterran zu. Aus der Perspektive von Daenerys Targaryen wird man jedoch mit dem Kontinent "Essos" eine andere Seite der Fantasywelt kennenlernen: eine weite Steppe, die Wüstenstadt Quarth, die Sklavenstädte mit ihren Zikkurats ... Das heißt, hier gibt es viele unterschiedliche Schauplätze mit Wüstenfeeling, die sich mit den Burgen abwechseln. Die Reihe ist durch die Verfilmung so berühmt, dass man wahrscheinlich wenig dazu sagen muss. Nur so viel: Interessante Charaktere, spannend, gut geschrieben (wenn auch nicht immer gut übersetzt), aber auch brutal und manchmal fragwürdig (Vergewaltigungen werden verharmlost). Trotz packender Handlung dürfte die Buchreihe deswegen nicht für jede:n etwas sein. Und ach ja: Sie ist nicht fertiggestellt und wird das womöglich auch nie sein. Es existieren fünf von sieben geplanten Originalbänden.

Brent Weeks "Licht-Saga" ist, was das Setting betrifft, schwer einzuordnen, weil die Welt so stark von dem Magiesystem durchdrungen ist, dass es nicht ganz leicht ist, sie auf unsere zu übertragen. Dennoch lassen sich einige Elemente finden, die wohl am ehesten im arabischen Raum zu verorten sind: Es gibt karge, warme Wüstenlandstriche. Viele Menschen haben dunkle Haut und tragen unter anderem Krummsäbel. Regiert werden die Reiche von Satrapen. Gespeist wird mediterran mit Zitrusfrüchten und Oliven. Man wird in der Buchreihe also auf jeden Fall eine ausgefallene Welt mit Orientanleihen finden. Dazwischen gibt es Farben. Viele Farben. Abgesehen von einigen Längen ist die Reihe auf jeden Fall spannend und punktet vor allem mit ausgestalteten Charakteren, die ihre ganz eigenen Ambivalenzen besitzen. Das tröstet dann auch über das nicht ganz so starke Ende hinweg.

Die Trilogie "Acacia" von David Anthony Durham erzählt von einer entmachteten Herrscherfamilie. Ihr Reich erstreckt sich über unterschiedliche Landstriche, sodass wir Eis und Schnee genauso wie mediterrane bis hin zu afrikanischen Gegenden zu sehen bekommen. Und Wüste gibt es natürlich auch (sonst dürfte sie kaum aufs Cover, in diesem Fall von Band 3). Die Romane erzählen von Macht, Herrschaft und Verrat und das auch mit einigen Längen (vor allem am Anfang ist etwas Durchhaltevermöglichen gefragt). Hinzu kommen einige unkonventionelle Einfälle. Wer sich auf das Tempo einlässt, findet hier durchaus eine interessante Reihe.
High Fantasy Einzelbände

Rafaela Creydts "Die Stadt am Kreuz" verlegt die Handlung in eine kreativ ausgestaltete Stadt mitten in der Wüste. Hier wird es zwar nicht richtig sandig, aber die Stadt, die direkt an Felswänden wächst und damit aus gefährlichen Plateaus und Brücken besteht, ist dennoch ein interessanter Schauplatz, den man so schnell nicht wieder findet. Hinzu kommt eine spannende Handlung und ausgestaltete Charaktere. Das Buch ist also nicht nur für Sommertage.

Terry Pratchett ist berühmt für seinen Humor. Dabei wird manchmal übersehen, dass er zudem einen ausgezeichneten Schreibstil besitzt und die Texte tiefgängig sind. Und eigentlich sind die Scheibenweltromane ja auch High Fantasy. In "Pyramiden" jedenfalls bekommen wir ein Setting zu sehen, das stark ans Alte Ägypten angelehnt ist. Es gibt magische Pyramiden, Kamele (wie am Cover abgebildet – schickes Tierchen), Sarkophage mit Mumien und natürlich auch Wüstensand. Ansonsten sage ich nur: "Er hatte sein Herz am rechten Fleck. [...] Krug drei, oberstes Regal."
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