Bildgeneratoren, die mit KI arbeiten, sind gerade der letzte Schrei. Kein Wunder: oft bekommt man mit nur wenigen Klicks wirklich schöne individuelle Bildchen. Oft haben aber genau diese Bilder ein Problem. Und damit meine ich nicht die zusätzlichen Finger. Hier ein kleiner Erfahrungsbericht*.
Als erstes habe ich versucht, eine Variante von Skarta aus "Das Licht aus dem Nebel" zeichnen zu lassen. Hier ist das beste (wenn auch nicht das gewünschte) Ergebnis. Dabei muss man sagen, dass Skarta noch relativ schnell erstellt war. Länger habe ich bei Merto und sehr lange bei Nakro und Orea herumprobiert. Am schnellsten ging Lorror. Eron war am Anfang schwierig, aber nachdem ich meinen Prompt mit "evil" ergänzt hatte, hat es (durchaus zu meiner Belustigung) besser funktioniert.
Meine Erkenntnisse:
1. Frauen, die älter aussehen als in ihren Zwanzigern, werden nicht dargestellt. Männer sind etwa von 35-55 unsichtbar, danach dürfen sie wieder gezeigt werden. Vor allem Merto und Eron wirkten also immer entweder zu jung (teilweise sogar absurd jung!) oder eben viel zu alt. Lorror wurde eher jünger gemacht.
2. Frauen dürfen nicht mit wenig Schminke und ungephotoshopt gezeigt werden. Ich hätte Skarta wirklich gerne ein natürlicheres Gesicht verpasst, aber ich bin gescheitert. Absurd glatte Haut ohne die Spur von Fältchen, vergrößerte Augen, schmale Nasen, aufgespritzte Lippen (in meiner hier gezeigten Version habe ich die hinterher verkleinert), schmachtender Blick. Kurzum: wir haben es hier mit einem sehr eindimensionalen und äußerst fragwürdigen weiblichen Schönheitsideal zu tun.
3. Egal, ob die Vorlage braune Augen und/oder dunkle Haut hat, kommt am Ende in den allermeisten Fällen ein blauäugiger und hellhäutiger Mensch heraus. Sowohl bei der Darstellung von Skarta als auch Nakro habe ich die Augen hinterher manuell braun gefärbt. Bei Nakro war wirklich auch sehr auffällig, dass er von Variante zu Variante weißer wurde. Auch hier habe ich am Ende selbst mit Bildbearbeitung nachgeholfen. Dass die KI derart scharf darauf ist, aus allen Menschen Weiße zu machen, ist rassistisch. Manchmal bekam ich immerhin noch Varianten von schwarzen Menschen ausgespuckt, aber arabisch aussehend war nicht drin.
4. Je mehr Abweichung von der Vorlage man zulässt, desto tiefer werden bei Frauen die Ausschnitte und desto größer die Oberweite. Bei Skarta hat sich die KI noch einmal zurückgehalten. Bei Orea hingegen war ich irgendwann wirklich am Verzweifeln (und habe dann eine der ersten Versionen genommen, die noch näher an der Vorlage waren). Frauenkörper – schlank, aber gleichzeitig mit einer Oberweite, die nur durch Silikonkissen erzielt werden kann und obendrein gesundheitsschädlich ist? Ich kann es ehrlich gesagt nicht mehr sehen.
5. Die Haare sind vor allem bei Frauen immer wohlgelockt. Selbst wenn meine Vorlagen glatte Haare hatten wie bei Orea, kam hinterher immer ein aufwändiges Styling heraus. Bei Skarta ist das ja in Ordnung, aber Orea (die nebenbei bemerkt auch wieder viel zu jung gemacht wurde) legt nun einmal kein Wert auf ihr Äußeres und sollte entsprechend auch nicht so aussehen. Und Lorror wurde ebenfalls deutlich mehr frisiert als mir recht war.
Also, was lernen wir daraus? Selbst eine KI, die gar nicht selber denkt, diskriminiert dennoch nach Geschlecht, Alter, ethnischer Zugehörigkeit etc. Sie kann auch gar nicht anders, weil sie mit ebensolchem diskriminierenden Bildmaterial gefüttert wurde und bestimmte Darstellungsformen einfach für normal hält (und vielleicht sind sie das sogar – leider!). Also, ich bleibe bei der KI damit besser bei Landschaften, die macht sie gut.
*Die KI, die ich benutzt habe, war "Playground". Andere Programme spucken wohl andere Ergebnisse aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie aber sehr ähnliche Sehgewohnheiten und fragwürdige Stereotype widergeben, ist dennoch sehr hoch.
Comments