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AutorenbildKornelia Schmid

Was bringen Anthologie-Veröffentlichungen?

Aktualisiert: 29. Mai 2024

Hätte ich die Jubiläen feiern sollen? 10 erschienene Geschichten oder 20 oder 40? Inzwischen stehe ich kurz vor 50 Kurzgeschichten-Veröffentlichungen bei Verlagen. Es ist also höchste Zeit, einmal zurückzublicken.


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Eines vorneweg: Bei ausnahmslos allen Veröffentlichungen, war die Zusammenarbeit mit Verlagen oder Herausgeber:innen angenehm. Was die Zahl jedoch nicht verrät: Einmal habe ich auch eine Kurzgeschichte von einer geplanten Anthologie-Veröffentlichung zurückgezogen. Aber dazu später mehr.


Viele Ideen hätten ohne einen entsprechenden Wettbewerb nie zu Papier gefunden. Hier also ein paar Dinge, die ich sonst verpasst hätte.


Ein Einhörnchen wird geboren


Fast hätte ich bei der "Anthologie des Todes" nicht mitgemacht. Die Deadline rückte näher, die Ideen blieben aus und eigentlich hielt ich mich auch gar nicht für witzig. Aber es war Weihnachten, ich hatte also ein paar Tage frei und nichts besseres zu tun. Und ich dachte: Dann mach halt mal was mit Einhorn, die sind doch jetzt so in. Und so schrieb ich vor mich hin. Welche abstruse Geschichte dabei herausgekommen ist, hat mich im Nachhinein selbst überrascht. Ich dachte ein paarmal: Und das ist wirklich von mir? Inzwischen hatte das Einhorn schon seinen dritten Auftritt und mindestens ein weiterer ist geplant.


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Warum nicht mal ins Weltall


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Ähnlich wie das Genre "Humor" hielt ich Science Fiction eine ganze Weile lang für außerhalb meines Kompentanzgebiets, sodass ich mich an entsprechende Ausschreibungen nicht herangewagt habe. In einer Phase, in der ich gerne mehr geschrieben hätte, es aber an entsprechenden Ausschreibungen mangelte, fand ich einen Wettbewerb für Science-Fiction-Geschichten, der gerade verlängert worden war und bei dem das Thema dezidiert vage auf "Exoplaneten" festgelegt war. Ich dachte also: Ist es wirklich so wichtig, ob die Geschichte in einer Fantasywelt oder auf einem unbekannten Planeten spielt? Warum nicht einfach probieren? Absolut die richtige Entscheidung: Die Geschichte wurde nicht nur angenommen, sondern im Wettbewerb mit dem 1. Platz in der Kategorie "Science Fiction" ausgezeichnet. Seitdem ist "Space Fantasy" fester Bestandteil meines Portfolios.


Wie der Buchmarkt funktioniert


Die erste Veröffentlichung ist wahrscheinlich für jeden aufregend. Und auch die zweite und die dritte. Über Anthologie-Veröffentlichungen erhält man eine gute Möglichkeit, den Buchmarkt kennenzulernen, ohne gleich einen ganzen Roman zu schreiben. Ich habe Einblicke gewonnen, wie unterschiedliche Verlage arbeiten, wie Lektorate und Marketing funktionieren und wie Netzwerke geknüpft werden. Außerdem habe ich meine ersten Lesungen abgehalten und inzwischen eine wertvolle Routine darin entwickelt.


Hinzu kommt: Wettbewerbe sind eine hervorragende Möglichkeit zu testen, ob die eigenen Texte überhaupt veröffentlichungsreif sind. Lasst euch nicht von einigen Absagen ermutigen, das ist normal und oft dem persönlichen Geschmack der Herausgeber:innen geschuldet. Wenn ihr aber ausschließlich Absagen erhaltet, ist das wohl ein Zeichen, dass ihr noch besser werden müsst. Und auch hier gilt: nicht verzagen, da muss jeder mal durch. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich im Nachhinein froh bin, dass meine früheren Texte es nicht in den Druck geschafft haben.


Die zurückgezogene Geschichte


Eine verwinkelte Angelegenheit, ich fasse sie zusammen.


Bei der geplanten Anthologie zeichnete sich früh ab, dass die Kommunikation auf einem ungünstigen Minimum verlief. Das führte leider dazu, dass Absprachen nicht eingehalten wurden und Termine stillschweigend verschoben wurden. Während der Lektoratsprozess fast zwei Jahre in Anspruch nahm, sollte ich in der Schlussphase die Anmerkungen innerhalb von drei Tagen zu bearbeiten. Das ist leider schwer machbar, wenn das Leben außerhalb des Schreibens zuschlägt.


Problematischer war jedoch das Lektorat an sich: Meinen Text wurde an manchen Stellen ein Inhalt und Stil übergestülpt, dem ich nicht entspreche. Am Ende steht über der Kurzgeschichte nun einmal mein Name. Also lehnte ich einige Änderungen ab. Zurück kam eine Mail, in der mir die Kompetenz abgesprochen und meine Geschichte überhaupt als negatives Exempel der Schreibkunst hervorgehoben wurde. Zudem folgte ein Ultimatum, um mich unter Androhung des Rauswurfs aus der Anthologie zu den geforderten Änderungen zu erpressen. Nun, ich war gelinde gesagt verblüfft und habe meine Geschichte dann wirklich sehr sehr gerne zurückgezogen.


Letztlich gehören wahrscheinlich auch solche Erfahrungen dazu. Denn seien wir uns ehrlich: Wer am Buchmarkt langfristig bestehen will, braucht eine gewisse Frustrationstoleranz. Wichtig ist immer, sich von Rückschlägen nicht davon abhalten zu lassen, weiterzumachen.


An dieser Stelle noch ein deutlicher Hinweis für alle, die gerade frisch als Autor:innen in den Anthologiemarkt einsteigen möchten: Ein solches Verhalten ist definitiv die Ausnahme und muss deshalb auch nicht hingenommen werden! In dem Moment, in dem die Autor:in bei ihrem eigenen Text nicht mehr das letzte Wort hat, dürfen getrost alle Alarmglocken Sturm läuten.


Es gibt Leute


Sicher, Anthologie-Veröffentlichungen bringen wenig bis kein Honorar und auch die Reichweite von Kurzgeschichten hält sich am deutschsprachigen Markt in Grenzen. Aber wenn sich für ein Buch zehn oder zwanzig Autor:innen mit Herausgeber:innen und Verlagen zusammentun, dann kann sich daraus eine schöne Gemeinschaft entwickeln. Über Anthologieausschreibungen habe ich viele Buchmenschen, egal ob Autor:innen, Verleger:innen oder Blogger:innen, kennengelernt, bei denen sich ein Blick auf ihre Projekte definitiv lohnt. Auf verschiedenen Veranstaltungen verlässt der Kontakt dann schnell das Virtuelle. Neben Klassikern wie der Leipziger Buchmesse lohnen sich dabei auch kleinere Cons. Empfohlen sei jedem Fantastik-Interessierten vor allem der Besuch des Buchmesse Convents in Dreieich jedes Jahr im Oktober: Auf dem Bild eine Lesung aus der kommenden Anthologie "The M-Files – die Mumien-Akten" auf dem BuCon 2022.


Buchmesse Convent Buchmesse Con BuCon 2022 Lesung Anthologie

Zum Abschluss möchte ich festhalten: Durch Anthologie-Veröffentlichungen werdet ihr weder reich und berühmt (ehrlicherweise werdet ihr das mit Romanveröffentlichungen aber höchstwahrscheinlich auch nicht). Sie bringen außerdem nur eine geringe Reichweite und sind als Referenz für die meisten Großverlage uninteressant. Doch Kurzgeschichten zu schreiben und zu veröffentlichen eröffnet in vielerlei Hinsicht neue Perspektiven.


Deshalb ganz zum Schluss noch ein Plädoyer für die Gattung: Kurzgeschichten sind eine Kunst für sich (und für mich definitiv eine raffiniertere als Texte in Romanform). Wer damit anfängt, Kurzgeschichten zu verfassen, erweitert das eigene Verständnis für Sprache. Schon allein deshalb kann ich es nur jedem Schreibenden ans Herz legen.

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