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Magie überall – Wie schreibt man einen Fantasyroman?

  • Autorenbild: Kornelia Schmid
    Kornelia Schmid
  • 4. Mai
  • 15 Min. Lesezeit

Wie schreibt man einen Roman? Das ist ein riesiges Thema. Wo soll man da überhaupt anfangen? Ich habe hier verschiedene Tipps zusammengetragen: wie man Spannung erzeugt, wie man Charaktere entwickelt, aber auch wie man einen guten Schreibstil entwickelt und wie man überhaupt dranbleibt.


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Inhalt



Eine Welt entwerfen


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Bevor man mit dem Schreiben beginnt, steht eine Menge Arbeit an. Man braucht einen Plot, man braucht Figuren, man braucht eine Welt. In welcher Reihenfolge man sich diesen Themen widmet, ist egal. Ich beginne mal mit der Welt.


Worldbuilding ist in jedem Roman wichtig, ob Fantasy oder nicht. Denn am Ende wird doch nie die reale Welt abgebildet, sondern ein bestimmter Ausschnitt – und den muss man erst einmal entwerfen. Je mehr "Fantasy" dann in dem Buch stecken soll, desto umfangreicher wird der Weltenbau.


Sind wir im Bereich "Urban Fantasy", müssen wir uns überlegen, wie wir Magie oder magische Wesen in die reale Welt sinnvoll integrieren und welcher Schauplatz diese Konzeption am besten unterstützt: Ist es für die Geschichte besser, wenn sie in Berlin spielt oder in Hongkong? Wenn es Hongkong ist, welche Konsequenzen hätte das für die Handlung und die Figuren? Sind wir im Bereich "High Fantasy" müssen wir gleich eine ganze Welt neu aufsetzen. Aber keine Sorge, niemand muss hier das Rad neu erfinden. Es gibt ein paar Punkte, die man jedoch berücksichtigen sollte.


Ich fange mal an: Magiesysteme. Lest gerne meinen Blogartikel zu dem Thema: https://www.kornelia-schmid.de/post/magiesysteme-in-high-fantasy-romanen.


Magie ist einfach da, weil wir im Genre Fantasy sind, oder? Nun, so einfach würde ich es mir nicht machen. Magie ist da, weil sie eine bestimmte Funktion zu erfüllen hat. Ist die Magie geheimnisvoll und undurchschaubar, bietet das ganz andere Möglichkeiten, als wenn die Magie detailliert aufgearbeitet wird. Ist die Magie eine universelle Kraft, beeinflusst sie das Setting ganz anders, als wenn sie sich nur in sehr spezifischen Bereichen entfaltet. Bei Brandon Sanderson gibt es Magie, die nur durch Metalle wirkt. Bei Brent Weeks ist es das Licht und die Farben, in die es aufteilt werden kann, die magische Eigenschaften besitzen. Klassiker im Bereich "Magiesysteme" sind sicherlich Elementarmagie oder Magie, die durch Sprache entsteht. Auch Blutmagie ist ein häufig genutzter Typus.


Fragt euch also ganz konkret: Wollt ihr eine Welt voller Geheimnisse schaffen? Eine aufgeklärte Welt, die nur ein wenig anders funktioniert als unsere? Wollt ihr auf bekannte Motive anspielen? Oder kommt ihr vielleicht komplett ohne Magie aus, weil ihr beispielsweise mehr auf magische Wesen setzt oder eine alternative Historie erzählen wollt?


So, die Magie ist gesetzt, weiter geht's zur Gesellschaft. Und dabei dürft ihr natürlich nicht vergessen, dass die Magie, die Gesellschaftsordnung entscheidend beeinflusst: Haben nur ein paar wenige Menschen magische Fähigkeiten, haben diese wahrscheinliche eine herausragende Rolle inne – oder aber sie werden verfolgt. Haben sehr viele Menschen magische Fähigkeiten, ist Magie wahrscheinlich auch Bestandteil des Alltags und findet sich in sehr vielen Bereichen.


Abgesehen davon müsst ihr euch fragen: Gibt es in eurer Welt ein Königshaus? Eine unsterbliche Kaiserin? Oder eine Demokratie? Und wie sieht es überhaupt mit der Religion aus? Mehr dazu hier: https://www.kornelia-schmid.de/post/religion-in-high-fantasy-romanen.


Religion kann einfach nur Element des Worldbuildings sein oder aber ganz konkret zum Konflikt des Romans beitragen. Polytheistische Religionen wirken auf moderne Leser:innen oft exotisch, weshalb sie eure Welt durchaus fantastischer wirken lassen können. Monotheistische Religionen hingegen erzeugen oft Machtdynamiken, die für den Plot relevant sind. Denn wenn es nur einen Gott gibt, gibt es auch nur eine Kirche und die Menschen können sich nicht mehr frei entscheiden. Archaische Glaubensvorstellungen dienen oft als Kontrastelement. Treffen in eurem Roman vielleicht Gegensätze aufeinander? Welche Spannungen entstehen daraus? Und überhaupt: Existieren die Götter wirklich? Wenn ja, wie greifen sie in das Geschehen der Welt ein?


Haben wir Magie, Herrschaft und Religion, wissen wir schon in etwa, wie die Welt funktioniert. Wir wissen jedoch noch nicht, wie sie aussieht. Nun geht es daran, die Landschaft zu gestalten. In welchem Setting wollt ihr euch überhaupt bewegen. In welcher Zeit? Soll der Fantasyroman in einer Art Mittelalter spielen? Oder vielleicht früher? Vielleicht auch später? Soll er in einem europäischen Setting spielen? Oder geht es vielleicht lieber in die Wüste, in den Dschungel, gar in die Südsee?


Steht die Landschaft, müssen wir entscheiden, wie diese bebaut werden soll. Architektur als Element des Weltenbaus kann gezielt eingesetzt werden, um Atmosphäre zu erzeugen. Lest hier mehr dazu: https://www.kornelia-schmid.de/post/architektur-in-der-high-fantasy.


In Fantasyromanen seid ihr beim Bauen weniger begrenzt als in der realen Welt. Ungewöhnliche Materialien können verwendet werden. Eine komplette Stadt aus Gold oder Diamant, warum nicht? Außerdem kann Magie auf die Architektur einwirken. Schwebende Häuser? Unsichtbare Türme? Dimensionstüren? Alles ist möglich. Und wenn ihr erst einmal am Entwerfen seid, werdet ihr schnell merken, dass diese Besonderheiten ganz neue Ideen hervorbringen. Was ist, wenn die Gebäude nicht einfach nur zum Spaß schweben, sondern wenn die Luft der einzig sichere Ort auf der Welt ist, weil der Boden von Dämonen bevölkert wird? Und zack wird euer Roman ein wenig farbenfroher und origineller.


Viele High Fantasy Bücher spielen eher in einer mittelalterlichen Welt, in der wenn überhaupt Magie die Funktion moderner Technik übernimmt. Aber was spricht eigentlich dagegen, Magie und Technik zusammenzubringen? Welche Technologien gibt es in eurer Welt, wie fortschrittlich ist sie? Auch das sind Fragen, die ihr euch stellen solltet. Hier mein Artikel dazu: https://www.kornelia-schmid.de/post/technologien-in-high-fantasy-romanen.


Manchmal gehört eine bestimmte Technik einfach zum Setting. Wollt ihr eine Welt entwerfen, die unserem 19. Jahrhundert ähnelt, wird es wahrscheinlich auch Schusswaffen geben. Manchmal verändert aber Magie die Technologien unserer realen Welt, sodass etwas Neues entsteht. Werden die Zahnräder von Dampf betrieben oder vielleicht von flüssiger Magie? Und wenn diese Magie eine Ressource ist, wo kommt sie dann her, wie wird sie gewonnen? Ist das gefährlich? Die Frage nach Technologien wirft neue Fragen auf, die auch für euren Plot relevant sein können und euch neue Einfälle liefern.


So, jetzt kann eure ausgestaltete Welt natürlich von Menschen bevölkert sein. Dagehen spricht auch nichts. Genauso ist es aber möglich, sie mit magischen Wesen zu besiedeln. Mein ausführlicher Artikel dazu folgt noch. Hier schon einmal die Zusammenfassung:


Soll euer Buch ein wenig Herr-der-Ringe-Feeling wecken? Dann entscheidet ihr euch wahrscheinlich, Elfen, Zwerge und Orks in eurer Welt zu platzieren. Dies hat eine andere Wirkung, als wenn ihr euch selbst Völker ausdenkt. Sich von der Mythologie und den in ihr auftretenden Wesenheiten inspirieren zu lassen, ist beim Schreiben eines Fantasyromans definitiv eine gute Idee. Eine Frage solltet ihr euch jedoch stellen: Sind die Völker nur Selbstzweck oder braucht es sie tatsächlich? Verändert sich die Romanhandlung dadurch, dass sie aus der Sicht von Elfen anstelle von Menschen erzählt wird? Oder macht man das Ganze dadurch nicht unnötig kompliziert, sodass es stört?


Das waren nun ein paar Aspekte, die es zu bedenken gilt. Natürlich gibt es noch viel mehr. Letztlich stellt sich immer die Frage, was die konkrete Romanhandlung tatsächlich benötigt. Steht die Romanhandlung aber noch gar nicht fest, kann die Entwicklung einer Welt eine gute Hilfestellung sein, um auf neue Ideen und Konfliktfelder zu kommen. Probiert es am besten aus.


Aber Achtung: Beim Weltenbau kann man sich schnell einmal verzetteln und dabei viel Zeit verlieren. Am Anfang eines Romans ist es oft gar nicht notwendig, jedes einzelne Detail der Welt zu durchdenken. Soll eure Geschichte beispielsweise in einem europäischen Setting spielen, ist es in der Regel nicht notwendig, eine Weltkarte mit allen anderen Regionen auszugestalten – die dann aber niemals im Roman vorkommen. Konzentriert euch auf das, was ihr braucht, seid dabei aber gründlich.


Charaktere entwickeln


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Egal, ob High Fantasy, Urban Fantasy, Romantasy oder Dark Fantasy – an diesem Punkt kommt kaum jemand vorbei. Wenn euer Buch nicht gerade ein literarisches Experiment und die Figuren lediglich Sinnbilder sind, braucht ihr gute Charaktere, die eurer Welt Leben einhauchen. Und überzeugende Figuren zu erschaffen, ist gar nicht so einfach. Mein Vorgehen erkläre ich hier genauer: https://www.kornelia-schmid.de/post/fiktive-charaktere-entwickeln.


Einfach mal einen Charakterbogen machen und Haarfarbe, Augenfarbe und Charaktereigenschaften eintragen? Eine kleine Hintergrundgeschichte zusammenschmieden und beschließen, die Figur ist impulsiv? Damit macht ihr es euch ziemlich leicht. Klar, es braucht nicht jeder Roman unbedingt Charaktere, die wirklich komplex sind und Tiefgang besitzen. In meinen Augen wird ein Buch dadurch in der Regel aber besser. Und wollt ihr wirklich die tieferen Motivationen eurer Figuren ergründen, dann werdet ihr die Grenzen eines Charakterbogens schnell ausloten. Denn dort stehen keine Zusammenhänge und der Fokus liegt wahrscheinlich sogar auf den falschen Aspekten, nämlich Äußerlichkeiten. Aber was treibt eine Person wirklich an? Welche Dinge sind ihr selbst gar nicht bewusst? Welche Widersprüche vereint sie in ihrer Persönlichkeit? Das sind doch die wirklich interessanten Fragen. Und wenn ihr die beantworten könnt, dann schafft ihr es vielleicht auch, für jeden Charakter eine eigene Erzählstimme zu entwickeln.


Um den Charakteren auf die Schliche zu kommen, ist es natürlich wichtig, ihre Hintergrundgeschichten zu kennen. Aber ganz ehrlich: Ein paar Backgroundstorys liest man definitiv zu oft! Verwendet ihr diese, tappt ihr schnell in die Klischeefalle, deshalb Vorsicht: https://www.kornelia-schmid.de/post/die-fuenf-groessten-suenden-bei-der-backgroundstory.


Die ganze Familie der Protagonist:in kam tragisch zu Tode. Sie ist deshalb (logisch) ein Waisenkind. Und sie ist auch: auserwählt! Weil sie so besonders ist, hat sie ihr eigenes Volk verstoßen. Und so ist sie auf der Straße aufgewachsen. Aber kein Problem: Zum Glück ist sie auch ein Wunderkind, das alles kann und die uralte Prophezeiung erfüllt sich fast von selbst. Nun, ihr seid natürlich frei, das alles zu schreiben, aber dass das wirklich eine gute Idee ist, wage ich zu bezweifeln. Einzelne Motive zu nehmen, ironisch zu brechen oder zu variieren, ist natürlich vollkommen in Ordnung! Nur auf den ausgetretenen Pfaden solltet ihr nicht zu lange verweilen.


Sind die Protagonist:innen, die ihr nun entwickelt habt, eigentlich die Guten? Falls ja, könnt ihr hier weiterspringen. Falls nein: Habt ihr euch schon einmal Gedanken gemacht, wie man über Böse schreiben kann, ohne das Böse dabei zu verherrlichen? Kritisch, aber trotzdem empathisch? Hier habe ich mir über solche Fragen Gedanken gemacht: https://www.kornelia-schmid.de/post/was-sagt-ein-text-aus-oder-wie-geht-man-mit-unmoralischen-figuren-um.


Die Ansicht der Figur entspricht nicht der Ansicht der Autor:in. So viel ist klar. Aber das heißt nicht, dass die Autor:in in ihrem Text nicht doch bestimmte Aussagen trifft – womöglich, ohne sich dessen bewusst zu sein. Denn was bedeutet es eigentlich, wenn böse Figuren mit ihren bösen Taten durchkommen? Schreibt man von moralisch grauen Charakteren, bürdet man sich eine besondere Herausforderung auf. Vor allem gilt dabei: Lasst eure Figuren bloß nicht gewinnen!


Neben den Protagonist:innen gibt es in der Regel Antagonist:innen. Aus ihrer Perspektive wird zwar selten erzählt, nichtsdestotrotz sind sie entscheidend. Daher lohnt es sich, auch auf ihre Ausgestaltung zu achten: https://www.kornelia-schmid.de/post/wie-man-boesewichte-erschafft.


Bösewichte werden schnell eindimensional. Sie sind böse. Also so richtig böse. So böööööse!!! Nein, im Ernst: das Böse kommt nicht immer mit Trompeten und Fanfaren daher. Eine gute Antagonist:in muss nicht einmal unsympathisch sein, um zu überzeugen. Im Gegenteil: Oft sind es diese gewissen Ambivalenzen, die nicht nur glaubhaft, sondern sogar furchteinflößend machen. Deswegen solltet ihr euren Bösewichten auch ein paar sympathische Eigenschaften geben und sie so facettenreicher zeichnen.


Wenn ihr das Figurenpersonal eures Fantasyromans entwickelt habt, ist wirklich eine Menge geschafft. Ich persönlich finde die Charaktere sogar wichtiger als die Romanhandlung. Aber ohne sie geht es natürlich nicht und deshalb ist das mein nächster Punkt.


Spannung erzeugen


Figuren entwickeln Charaktere Romanfiguren Romancharaktere Buchfiguren Buchcharaktere fiktive Charaktere fiktionale

Üblicherweise beginnen Romane mit einer Idee. Üblicherweise reicht diese Idee jedoch nicht aus, um mit ihr mehrere hundert Seiten zu füllen. Zuvor muss sie ausgestaltet werden.


Viele raten dazu, bestimmte Plostrukturen wie beispielsweise die Heldenreise zu verwenden. In meinen Augen ist diese zwar ein Narrativ, das man kennen sollte, aber es ist weder notwendig noch grundsätzlich anzuraten, mit Strukturmodellen zu arbeiten. Denn sie bergen eine Gefahr: Alle Schreibenden verwenden sie. Zwar funktionieren solche Muster durchaus, aber mal ehrlich: Macht es denn noch Spaß, Bücher zu lesen, die alle nach demselben Prinzip geschrieben sind? Viel besser ist es doch zu verstehen, warum diese Modelle funktionieren und die Technik dann ohne vorgefertigtes Muster anzuwenden.


Und ich sage euch, wie Plotmuster funktionieren: Sie sorgen dafür, dass im Plot immer Bewegung, Entwicklung und offene Konflikte stecken. Denn so entsteht Spannung: https://www.kornelia-schmid.de/post/spannung-in-romanen-erzeugen.


Achtet bei der Konzeption eurer Romanhandlung immer darauf, es euren Figuren nicht zu leicht zu machen. Baut Hürden ein. Lasst sie tief fallen. Und am Ende auch wieder aufsteigen. Lasst Plan A nicht funktionieren. Scheitern macht Spaß. Und spielt dabei mit den Erwartungen der Leser:innen. Lasst sie über Geheimnisse rätseln, die ihr erst am Ende aufklärt. Werft immer mal wieder einen Happen hin, der zum Nachdenken anregt. Dann ist euer Buch auch ganz ohne Heldenreise spannend.


Und noch etwas ist spannend: Beziehungen zwischen den Figuren. Das müssen keine Liebesbeziehungen sein, wohl aber solche, in denen es auch ein wenig Reibung gibt. Denn dadurch gibt schon allein die Figurenkonstellation eine gewisse Grundspannung vor. Aber auch hier gilt: Vorsicht vor der Klischeefalle, gerade, wenn es um Liebe geht: https://www.kornelia-schmid.de/post/das-problem-mit-der-liebe-beziehungen-schreiben.


Liebesbeziehungen in der Literatur sind meistens heteronormativ. Daran ist auch nichts auszusetzen, allerdings besteht eine erhebliche Gefahr, dass die Darstellungen ungesunde Genderstereotype bedienen und toxische Verhaltensmuster romantisieren. Keine selbstbewusste Frau will einen Bad Boy, der sie schlecht behandelt. Und Männer müssen auch nicht groß und aggressiv sein, um attraktiv zu wirken. Ein Beziehungskonflikt, der durch ein einfaches Gespräch eigentlich gelöst werden könnte, ist außerdem eine ärgerlich banale Methode, die Spannung hochzuhalten. Wie wäre es, wenn sich stattdessen alle mal erwachsen benehmen? Seid hier also ein wenig sensibel und selbstkritisch in dem, was ihr schreibt. Ein Fantasyroman profitiert ungemein von Beziehungen, die ungewöhnlich und interessant sind.


Jetzt steht im Wesentlichen das Gerüst des Fantasyromans. Wir haben nun eine Welt, einen spannenden Plot, Charaktere und ihre Beziehungen zueinander. Diese Herausforderungen sind allesamt mit Kreativität und Recherche zu lösen. Was nun kommt, ist Schreibhandwerk. Und das ist ein wenig schwieriger.


Einstieg und Ende finden


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Wie fängt man einen Roman überhaupt an? Mehr dazu hier: https://www.kornelia-schmid.de/post/tipps-fuer-romananfaenge.


Man beginnt natürlich, indem die Protagonist:in erst einmal morgens aufwacht, sich ausführlich im Spiegel betrachtet (eine gute Gelegenheit, um ihr Aussehen zu beschreiben), sich ein wenig in ihrer Alltagswelt bewegt und dann irgendwann passiert vielleicht auch mal was Ungewöhnliches. Halt! Bitte tut das nicht. Der Anfang ist die Visitenkarte eines Buches. Und deswegen muss er spannend sein. Wir brauchen kein Alltagsleben, keine Banalitäten. Wir brauchen das Ungewöhnliche und zwar von der ersten Zeile an! Wie wäre es, wenn die Protagonist:in von einer Explosion geweckt wird? Oder von einer Klinge an ihrem Hals? Oder sie wacht auf und ist plötzlich ein Käfer (ja, Kafka lässt grüßen – der konnte nämlich Anfänge schreiben)? Überlegt euch für euren Romananfang immer, was das Ungewöhnliche an eurem Ausgangskonflikt ist – und dann schreibt genau das.


Und das Ende? Auch da gibt es ein paar Spielregeln, die ihr beachten solltet: https://www.kornelia-schmid.de/post/und-dann-ist-die-geschichte-aus-enden-schreiben.


Wichtig ist, immer ein Ende zu wählen, das zur Geschichte passt. Eine heitere Geschichte bekommt ein Happy End. Eine tragische Geschichte ein tragisches Ende. Eine komplexe Erzählung wahrscheinlich ein offenes Ende. Denn der Anfang bestimmt zwar darüber, ob die Leser:innen euer Buch kaufen – das Ende aber darüber, ob sie die Fortsetzung oder andere Bücher von euch haben wollen. Schreibt an den Schluss keine Banalität. Schreibt keine Katastrophe ohne Hoffnung. Und bitte hört nicht einfach irgendwo auf und nennt das Ganze "offenes Ende". Der zentrale Konflikt des Anfangs ist am Ende gelöst. Auf die eine oder andere Art und Weise.


Was ist nun mit dem Mittelteil? Nun, das hängt davon ab, wie viel ihr planen möchtet oder nicht. Manche Autor:innen schreiben spontaner und überarbeiten dafür mehr, bei anderen ist es umgekehrt. Ich würde eher für das Planen plädieren – denn wenn die Struktur eures Fantasyromans von Anfang an steht, lauft ihr gar nicht erst Gefahr, euch zu verzetteln oder hinterher festzustellen, dass das Ganze nicht funktioniert.


Schreiben, schreiben, schreiben


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Man schreibt nicht durch eine Eingebung und hat am Ende einen tollen Text. Man schreibt auch nicht, weil das Talent mit einem durchgeht und raffinierte Sprachkunstwerke einfach so aus einem heraussprudeln. Man schreibt geniale Texte, weil man das Handwerk des Schreibens erlernt hat. Und das dauert.


Ich habe im Alter von zwölf Jahren meinen ersten Roman geschrieben und im Alter von 29 Jahren meinen ersten veröffentlicht. Dazwischen lagen Jahre der Übung und Weiterbildung. Denn fürs Schreiben gibt es Regeln, die man erst einmal kennen und verstehen muss – um dann zu wissen, wie man sie bricht. Dabei helfen Schreibratgeber, Seminare und Coachings (die ich beispielsweise anbiete, also greift unbedingt zu, höhö). Und was definitiv hilft: schreiben, schreiben, schreiben. Dazwischen lest ihr zusätzlich viel und achtet mal ganz gezielt darauf, wie andere Autor:innen ihre Texte aufbauen und welche Sprache sie verwenden. Und dann schreibt ihr weiter und schreibt und schreibt.


So, jetzt aber zu meinen konkreten Tipps. Texte leben viel von der Atmosphäre, die in ihnen erzeugt wird. Vor allem Fantasybücher, in denen es Vieles gibt, was sich von unserer Welt unterscheidet, brauchen gute Beschreibungen: https://www.kornelia-schmid.de/post/wie-erzeugt-man-in-romanen-atmosphaere.


Gutes Schreiben heißt, es zu schaffen, mit wenigen Worten Bilder in den Köpfen der Leser:innen zu erzeugen. Diese Bilder sollten ungewöhnlich genug sein, damit sie im Gedächtnis bleiben, aber nicht so ungewöhnlich, dass sie schräg wirken. Tolle Vergleiche und Metaphern zu finden, ist eine Kunst für sich. Aber wer sie beherrscht, kann auch erstklassige Texte schreiben.


Gerade in High Fantasy Romanen spielt oft die Natur eine wichtige Rolle. Deswegen lohnt es sich, auch einen Blick auf die Mittel der Naturbeschreibung zu werfen: https://www.kornelia-schmid.de/post/wie-beschreibt-man-natur.


Sprecht beim Beschreiben alle Sinne an. Es ist einfach, darüber zu schreiben, wie etwas aussieht. Aber was hört man? Wie riecht es? Achtet ihr im Alltag bewusst auf Gerüche? Macht das doch einmal und überlegt euch, wie ihr sie beschreiben würdet. Geht in einen Wald und spürt den Eindrücken nach, die ihr dort findet. Nur, wer genau beobachten kann, kann auch eindringlich beschreiben.


Also, Atmosphäre und Beschreibungen. Aber natürlich gibt es auch Textpassagen, in denen nichts anderes passiert, außer dass Personen sprechen. Dialoge haben es in sich, glaubt mir! Mehr dazu hier: https://www.kornelia-schmid.de/post/dialoge-schreiben.


Gute Dialoge sind nicht nett. Sie erklären nichts, sie interpretieren nicht. Stattdessen erzeugen sie Konflikte. Es gibt wenig Spannenderes als wenn Leute aneinander vorbei reden. Und übrigens, wo wir schon bei den Konflikten sind: Erinnert ihr euch? Konflitke erzeugen Spannung. Und so kann man Dialoge auch ideal dafür nutzen, diese voranzutreiben.


Oft ist das auch lustig, wenn in Dialogen Missverständnisse entstehen. Und Humor ist immer ein nettes Extra. Deswegen werft ruhig auch einen Blick hier hinein: https://www.kornelia-schmid.de/post/wenn-ziegen-durch-den-weltraum-fliegen-humorvoll-schreiben.


Erwartungen brechen, mit Konventionen spielen, Bekanntes in einen neuen und ungewöhnlichen Kontext stellen – all das sind Möglichkeiten, in Textform witzig zu sein. Dabei gilt immer: Das Gesagt ist nicht lustig, sondern das Nicht-Gesagte! Wer diese Disziplin beherrscht, ist schon wirklich weit!


Was fehlt an dieser Stelle noch? Klar, die Action. Hier deshalb ein Artikel darüber, wie ihr beispielsweise Kämpfe schreibt: https://www.kornelia-schmid.de/post/kaempfe-schreiben.


Kämpfe (ebenso wie andere Actionszenen) sind für sich genommen oftmals langweilig, weil ihr Ausgang von vornherein klar ist. Deshalb ist es wichtig, dass sie Konflikte erzeugen oder vorantreiben (ich weiß, ich wiederhole mich, aber die Sache mit den Konflikten ist einfach wichtig). Denn solche Szenen sollten niemals nur für sich stehen! Wenn sie auch einfach in einem anderen Roman abgedruckt sein könnten, heißt das nichts anderes, als dass sie überflüssig sind. Und wer will schon überflüssige Handlung lesen?


Ein paar weitere Tipps habe ich hier für euch zusammengefasst: https://www.kornelia-schmid.de/post/die-f%C3%BCnf-schlechtesten-schreibtipps-auf-einen-blick. Genau genommen analysiere ich hier die Tipps, die man ganz oft im Internet liest und was dahintersteckt. Denn nicht alle davon sind gut.


Dass Adjektive und Füllwörter grundsätzlich schlecht sind, ist Unfug. Warum es nicht immer ein Plotsystem braucht, habe ich ebenfalls schon weiter oben erklärt. Gut platzierte Wortwiederholungen sind genauso in Ordnung wie wohlüberlegte grammatikalische Fehler (die dann genau genommen ja gar keine Fehler mehr sind). Es ist nun mal so: Schreiben ist zu komplex, um es auf derart simple Regeln herunterzubrechen und zu sagen: Wenn du dich daran hältst, ist alles super!


Das klingt hart, ich weiß. Ich will dadurch auch niemanden abschrecken. Aber ich will klarmachen, dass man sich nicht der Illusion hingeben sollte, dass man mal eben etwas schreibt und das Ganze dann sofort veröffentlichungsreif ist. Das dauert, aber – und das ist die gute Nachricht! – es ist zu schaffen!


Den Überblick behalten


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Ich habe bereits oben von den Vorteilen des Planens geschrieben. Wenn ihr einen Fantasyroman schreiben wollt, seid euch dessen bewusst, dass das ziemlich viele Seiten mit ziemlichen vielen Informationen sind, die ihr da zu Papier bringen wollt. Und in High Fantasy Romanen ist es auch noch üblich, aus mehreren Perspektiven zu erzählen, die dann auch noch zusammenpassen sollen. Aber kein Stress, das ist machbar: https://www.kornelia-schmid.de/post/einen-roman-mit-vielen-perspektiven-schreiben.


Wichtig ist, Stück für Stück vorzugehen, Konzepte zu erstellen, sich daran zu halten, aber dabei immer auch flexibel zu bleiben. Ohne Struktur verheddert ihr euch, mit einem zu starren Gerüst manövriert ihr euch unter Umständen aber genauso in eine Sackgasse. Denn je komplexer das Geschriebene, desto häufiger muss es infrage gestellt und überprüft werden.


Ich habe für meine Romane immer Übersichtsdateien auf dem PC, wo wirklich jede einzelne Szene, die ich zu schreiben gedenke, aufgelistet ist. Dann kann ich auf einen Blick sehen, was funktioniert, was nicht, wo ich überhaupt stehe und was noch kommt.


Hilfsmittel einsetzen


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Vielleicht ganz hilfreich (in High Fantasy Romanen ganz sicher!): Karten. Entweder ihr erstellt eine mit einem Hilfsprogramm oder ihr kritzelt einfach drauf los, es funktioniert beides: https://www.kornelia-schmid.de/post/fantasy-karten-erstellen.


Und auch eure Charaktere könnt ihr euch einfach zeichnen lassen. Aber Vorsicht bei KI-Bildgeneratoren! Was die ausspucken, ist oft stereotyp und alle Figuren sehen gleich aus: https://www.kornelia-schmid.de/post/charaktere-mit-ki-zeichnen-keine-chance-gegen-stereotype. Solange die Bilder nur als Inspiration dienen, macht das aber nichts. Für richtig gute Illustrationen findet ihr später bestimmt auch professionell zeichnende Menschen.


Einen passenden Titel finden


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Und was fehlt noch? Na? Ja genau. Das Ding braucht irgendwann auch noch einen Namen: https://www.kornelia-schmid.de/post/einen-passenden-romantitel-finden.


Interessante Romantitel zu finden, ist gar nicht so leicht. Viele sind nichtssagend und austauschbar, sie machen nicht neugierig. Oder was denkt ihr, wie viele Fantasytitel mit Schlagwörtern wie "Thron", "Schwert", "Dunkelheit" und natürlich "Magie" es gibt? Wie wäre es, wenn ihr euch stattdessen von euren verwendeten Metaphern inspirieren lasst? Oder ihr nehmt sogar Zitate aus eurem Text? Eine andere Möglichkeit sind Wortspiele, Anspielungen, interessante Widersprüche. Seid kreativ. Dann kommt ihr auch über den magischen Schwertthron der Dunkelheit hinaus.


Puh, langer Text, promptes Ende. Natürlich gibt es noch viel zu sagen. Das gibt es immer. An dieser Stelle nur noch so viel: Habt ihr einen Roman geschrieben, werdet ihr ihn überarbeiten müssen. Und noch einmal. Und noch einmal. Das Überarbeiten verbessert euer Textgespür und sensibilisiert euch für Fehler, die ihr vielleicht immer wieder macht. Überarbeiten macht nicht unbedingt Spaß (manchmal aber doch). Nichtsdestotrotz ist es extrem wichtig, deswegen bleibt auf jeden Fall dran! Doch übertreibt es nicht. Denn irgendwann muss ein Roman auch mal fertig werden, auch wenn es schwerfällt.


Wenn ihr euch im Prozess professionelles Feedback holen wollt, bieten viele Lektor:innen auch Teillektorate oder Manuskriptgutachten an (ich zum Beispiel, nochmal Eigenwerbung, höhö). Ein Teillektorat hat den Vorteil, dass ihr hier intensive Textarbeit bekommt, ohne gleich teures Geld für das Komplettpaket zahlen zu müssen. Ein Manuskriptgutachten hat den Vorteil, dass ihr eine Bewertung für das Gesamtmanuskript und den Grad seiner Veröffentlichungsreife bekommt. Aber Vorsicht: "Lektor:in" ist keine geschützte Berufsbezeichnung und nicht jede Person, die sich so schimpft, ist auch tatsächlich qualifiziert. Hat jemand keine literatur- und sprachbezogene Ausbildung, ist das ebenso ein Warnzeichen, wie wenn das Angebot zu billig ist – denn für zwei Euro pro Normseite kann nur diejenige wirtschaftlich arbeiten, die im Text fast nichts anstreicht. So viel also dazu, jetzt bin ich aber fertig.


In diesem Sinne: Haut in die Tasten!


Und was ich so geschrieben habe ... schaut selbst:









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